Gedächtnisstörungen bei gesundem Altern

 

Der Mensch entwickelt und verändert sich nicht nur in der Kindheit, der Jugend und im jungen Erwachsenenalter, sondern über seine gesamte Lebensspanne hinweg. Diese Veränderungen betreffen viele verschiedene Bereiche, u.a. auch die geistigen Funktionen. So nimmt beispielsweise die sog. kristalline Intelligenz noch bis ins höhere Lebensalter zu, während die kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit schon ab dem mittleren Lebensalter kontinuierlich nachlässt.

Entsprechend zeigen viele neurowissenschaftliche Studien, dass sich mit fortschreitendem Alter das Gehirn in seiner Struktur und Funktion verändert. Solche natürlichen Veränderungsprozesse betreffen besonders häufig bestimmte Gehirnareale wie die Regionen des Stirn- und Scheitellappens, die für die Aufmerksamkeit und das Arbeitsgedächtnis bedeutsam sind1. Dies kann sich in einem gewissen Nachlassen der Gedächtnisleistung im Alter widerspiegeln. So ist es z.B. nicht ungewöhnlich, wenn die Namen ferner Bekannter vergessen werden oder häufiger als früher Informationen notiert werden müssen. In diesem Zusammenhang spricht man von einer normalen Altersvergesslichkeit, durch  die die Selbstständigkeit und die Alltagsfertigkeiten in keiner Weise beeinträchtigt werden. 

 

Gedächtnisstörungen bei pathologischem Altern

 

Übersteigt das Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit ein bestimmtes Maß, spricht man von pathologischem Altern. In diesem Fall sind die Veränderungen nicht nur stärker ausgeprägt, sondern es finden auch Abbauprozesse in Hirnregionen statt, die für das Gedächtnis eine wichtige Rolle spielen. Kommt es zu deutlichen, fortschreitenden Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und anderer kognitiver Leistungsbereiche, so dass Selbstständigkeit und Alltagsfertigkeiten eingeschränkt werden, spricht dies für das Vorliegen einer Demenz.

Die Demenz ist ein Syndrom, also ein Krankheitsbild, dem verschiedene Ursachen zugrunde liegen können. Die häufigste Ursache von Demenz ist die Alzheimer-Krankheit. Weitere Demenzformen sind z.B. die vaskuläre oder die frontotemporale Demenz.

Ein Störungsbild in der Grauzone zwischen gesundem und pathologischem Altern ist die leichte kognitive Beeinträchtigung (LKB), bei der zwar bestimmte nachweisbare kognitive Defizite vorliegen, die jedoch so schwach ausgeprägt sind, dass die Alltagsfertigkeiten nicht darunter leiden. Die LKB kann, muss aber nicht in eine Demenzerkrankung übergehen1.

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Ob und wann sich Gedächtnisstörungen entwickeln und wie schnell sie fortschreiten, ist individuell verschieden und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Bekannt ist, dass das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, mit dem Alter deutlich zunimmt. Zur Früherkennung, Vorbeugung und Behandlung von Gedächtnisstörungen gibt es inzwischen verschiedene Möglichkeiten, worüber wir Sie im Folgenden gerne informieren möchten.   


 Kolassa, I.-T.  et al. (2010). "Neuronale Plastizität bei gesundem und pathologischem Altern. In: Häfner, H. et al. (Hrsg.) Altern gestalten. Berlin, Heidelberg, Springer 41-65"

Barnes, D. E., & Yaffe, K. (2011). The projected effect of risk factor reduction on Alzheimer‘s disease prevalence. The Lancet Neurology, 10(9), 819-828 

Ngandu, T. et al. (2015). A 2 year multidomain intervention of diet, exercise, cognitive training, and vascular risk monitoring versus control to prevent cognitive decline in at-risk elderly people (FINGER): a randomised controlled trial. The Lancet, 385(9984), 2255-2263