Eine Heilung der Alzheimer-Demenz ist derzeit noch nicht möglich – bislang gibt es kein allgemein verfügbares Medikament, durch das sich die Krankheitsprozesse im Gehirn anhalten oder umkehren lassen. Es gibt jedoch eine Reihe medikamentöser und nicht-medikamentöser Maßnahmen, mit denen sich der Krankheitsverlauf erheblich abmildern und verlangsamen lässt. Darüber hinaus zeichnen sich vielversprechende Entwicklungen hinsichtlich neuer medikamentöser Therapieansätze ab. 

 

Behandlung der Gedächtnisstörungen 

 

Bei der medikamentösen Therapie von Alzheimer-Patienten kommen zum einen Medikamente in Betracht, die die geistigen Fähigkeiten und Alltagsfertigkeiten fördern, zum anderen Medikamente, die Verhaltensstörungen lindern.

  

Unter den allgemein verfügbaren Medikamenten haben die Acetylcholinesterase-Hemmern die größte Bedeutung. In wissenschaftlichen Studien konnte eine  Verbesserung der geistigen Fähigkeiten und der Alltagsfertigkeiten bei Patienten mit leichter und mittelschwerer Alzheimer-Demenz unter Behandlung mit Acetylcholinesterase-Hemmern nachgewiesen werden. Der Effekt lässt sich dadurch erklären, dass diese Medikamente die Wirkung der Überträgersubstanz Acetylcholin verstärken, für die bei Alzheimer-Demenz ein Defizit besteht.

Derzeit sind in Deutschland drei Acetylcholinesterase-Hemmer für die Behandlung der leichten und mittelschweren Alzheimer-Demenz zugelassen: Rivastigmin, Donepezil und Galantamin. Eine positive Wirkung der Acetylcholinesterase-Hemmer im Sinne eines Stillstandes des kognitiven Abbaus über ein Jahr zeigt sich bei etwa 60 bis 70% der behandelten Patienten, bei etwa 40% kommt es sogar zu einer vorübergehenden Verbesserung der kognitiven Beeinträchtigungen. Da sich die verschiedenen Acetylcholinesterase-Hemmer in ihren pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften erheblich unterscheiden, ist bei unzureichendem Therapieerfolg oder schlechter Verträglichkeit ein Wechsel zwischen den Substanzen durchaus sinnvoll.

Ein anderes medikamentöses Therapieprinzip bei der Alzheimer-Demenz besteht in der Beeinflussung der Wirksamkeit des Überträgerstoffes Glutamat durch den Wirkstoff Memantine. Bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer Alzheimer-Demenz zeigte sich in wissenschaftlichen Studien eine positive Wirkung von Memantine auf die geistige Leistungsfähigkeit, die Alltagsfunktionen und Verhaltensstörungen. Da der Wirkmechanismus von Memantine grundsätzlich anders ist als der der Acetylcholinesterase-Hemmer, ist eine Kombinationstherapie beider Wirkstoffe sinnvoll. Ein derartiger Wirksynergismus zwischen Acetylcholinesterase-Hemmern und Memantine wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen.

 

Die Wirksamkeit sonstiger Medikamente zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit bei Alzheimer-Patienten ist – möglicherweise mit Ausnahme von Gingko biloba – nicht ausreichend belegt. Es werden allerdings immer wieder Einzelfälle von eindrucksvollen Besserungen unter der Gabe von verschiedenen Medikamenten berichtet, die z.B. die Gehirndurchblutung fördern oder den Stoffwechsel der Nervenzellen positiv beeinflussen sollen. 

 

Neue Therapieansätze 

 

Die bisher zugelassenen Medikamente zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit können die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf hinauszögern, beeinflussen jedoch nicht die neurobiologischen Vorgänge, auf denen die Krankheit basiert. Daher werden auch Verbesserungen, die durch diese Medikamente bewirkt werden können, nach einiger Zeit durch das Fortschreiten der neurobiologischen Veränderungen wieder aufgezehrt.

 

Neue Therapieansätze versuchen daher, in die zugrundeliegenden neurobiologischen Prozesse einzugreifen. Einer dieser  Prozesse besteht in der Bildung von Beta-Amyloid-Oligomeren und Plaques (Näheres hierzu unter „Basisinformationen“). Die meisten und aussichtsreichsten derzeit im Rahmen von Studien untersuchten Therapieansätze zielen auf die Entfernung dieser Beta-Amyloid-Oligomere aus dem Gehirn, z.B. durch Impfung oder durch die regelmäßige Gabe von Antikörpern gegen Beta-Amyloid. Es wird auch versucht, die Bildung des Beta-Amyloids zu vermindern, indem die hierfür verantwortlichen Enzyme (Beta- und Gamma-Sekretase) gehemmt werden.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Einflussnahme auf den Stoffwechsel des Tau-Proteins.

 

Diese Therapieansätze, die einen Stillstand oder eine erhebliche Verlangsamung der Erkrankung bewirken können, sind derzeit noch nicht allgemein verfügbar. Es muss davon ausgegangen werden, dass sie auch in den nächsten drei bis fünf Jahren noch nicht verfügbar sein werden, so dass gegenwärtig der einzige mögliche Zugang zu diesen Therapien in der Teilnahme an einer entsprechenden Therapiestudie besteht. Dies liegt darin begründet, dass der Prozess der Entwicklung und Zulassung von Medikamenten viele Jahre beansprucht, nicht zuletzt weil umfangreiche Wirksamkeits- und Verträglichkeitsprüfungen durchlaufen werden. Die Entwicklung einiger der neuen Wirkstoffe ist inzwischen jedoch schon so weit fortgeschritten, dass  derzeit große internationale Zulassungsstudien mit mehreren hundert Teilnehmern durchgeführt werden. Bei den Studien hat die Sicherheit der Teilnehmer oberste Priorität; es liegen die Prinzipien der „Good Clinical Practice“ (GCP; „Gute klinische Praxis“) zugrunde.

 

Auch das ISPG ist an der Durchführung dieser Therapiestudien beteiligt – nähere Informationen erhalten Sie hier.

 

Behandlung von Verhaltensstörungen 

 

Im Krankheitsverlauf können Beeinträchtigungen des psychischen Wohlbefindens und des Verhaltens auftreten, z.B. eine niedergeschlagene Stimmung, Reizbarkeit oder Unsicherheit. In manchen Fällen geht die Behandlung der kognitiven Störungen auch mit einer Besserung der psychischen und Verhaltensstörungen einher, z.B. weil manche Situationen wieder besser eingeschätzt werden können und nicht mehr als bedrohlich wahrgenommen werden.

 

Darüber hinaus bestehen bei Alzheimer-Patienten aber häufig Störungen des Verhaltens und der Emotionen in einem Ausmaß, das eine zusätzliche medikamentöse Behandlung sinnvoll und notwendig erscheinen lässt. Hierzu gehören beispielsweise Depression, Ängstlichkeit, Wahn, Unruhe oder aggressives Verhalten.

 

Bei der Behandlung dieser Störungen sollten allerdings Medikamente, die stark dämpfen oder die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, möglichst vermieden werden. Dies gilt insbesondere für Benzodiazepine, Antidepressiva und niederpotente Neuroleptika mit anticholinerger Wirksamkeit. Neuroleptika jeglicher Art und Antipsychotika sollten sehr zurückhaltend eingesetzt werden.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wie Citalopram oder Sertralin haben sich als günstig für die Behandlung von Affektlabiliät, Depressivität, Ängstlichkeit oder Impulsivität erwiesen.

 

Eine Reihe grundsätzlicher Gesichtspunkte muss bei der Behandlung älterer Patienten mit Psychopharmaka berücksichtigt werden.

 

Außerdem gibt es zahlreiche medikamentöse Alternativen zu Neuroleptika zur der Behandlung von Verhaltensstörungen bei Demenzpatienten.